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JUNGFERNFAHRT IN TASMANIEN

"Jungfernfahrt" wird der Tour in zweifacher Hinsicht gerecht.

Zum einen ist die Tour eine echte Erstbegehung (mehr dazu unten), zum Zweiten kam ein neues Packraftmodell (Anfibio Delta MX) erstmalig zum Einsatz, noch vor der offiziellen Vorstellung!

Die letzten Meter des New River vor dem Meer. Im Hintergrund der Precipitous Bluff. Boot: Anfibio Delta MX.

Es ist auch das erste Review zum Boot, sowie die Erstveröffentlichung zur Tour überhaupt. Alles ganz jungfräulich eben.

Für Christoph und Andy ist es jedoch alles andere als ein spontaner Ausflug! Seit Jahren basteln Sie an der Route, inklusive einem Fehlversuch, nun  ist es jedoch gelungen. 

Die kreative Leistung besteht in der Wahl des New River als Zustiegsroute zum Federation Peak, Tasmaniens markantestem Berg. Der New River mit seinen unzähligen Schluchten wurde dabei erstmalig in voller Länge und in einem Zug begangen.

Den Stil kann man getrost als „Reverse-Canyoneering“ bezeichnen!

von Andy Ebert

Zwar kann man den wenig begangenen Federation Peak im Südwesten Tasmaniens in zwei Tagen über schwierige Pfade von Nordosten her erreichen, aber der elegante Lauf des nach Südosten abfließenden New Rivers weckte unser Interesse.

Lage von Tasmanien südlich von Australien, Quelle: Wikipedia

Tag 2: Andy auf dem South Coast Track bei bestem Wetter

Vor vier Jahren haben wir, Andy Ebert und Christoph Michel aus München, uns in den Kopf gesetzt den Verlauf dieses fast unerforschten, geheimnisvollen Flusses als Zugang zu dem nur 40 Kilometer von der wilden Südküste entfernt liegenden Berg zu nutzen - eine klare, noch unbegangene Linie als Weg zum wohl beeindruckendsten alpinen Berg Australiens. Seit 1920 gab es immer wieder Versuche den Berg auf diesem Weg zu erreichen, aber die großen Schwierigkeiten und das wechselhafte nass-kalte Wetter machen diese Tour zu einer sehr großen Herausforderung - mental und körperlich. 

Herausforderndes Boulderproblem rechts vom Wasserfall. Fast senkrechter 3m hoher Fels ohne Tritte, kaum Griffe, sehr glatt.

Nach langer Planung und einem gescheiterten Versuch haben wir unser Vorhaben im Februar 2017 umgesetzt. Während der 16-tägigen Expedition haben wir einen faszinierenden Fluss kennen gelernt, der auf seinem relativ kurzen Verlauf eine beeindruckende Vielfalt an Herausforderungen bereit hielt. Nur wenige Menschen vor uns haben Teile des Flusses erforscht. Das Gebiet ist schwer zugänglich und von dichtester Vegetation überzogen. 

Die beste Art zu biwakieren. Schwebend am Lake Geeves.

Säumt im Unterlauf noch sagenhafter Regenwald mit meterhohen Baumfarnen den Lauf, hat es meist den sogenannten 'Horizontal Scrub', eine in Tasmanien endemische Baumart, die mit ihren sonderbar wachsenden, zähen Ästen ein nahezu undurchdringliches Dickicht schafft. Dieses Dickicht war es dann auch, welches das Vorankommen neben dem Fluss oft unmöglich machte und uns zwang den Fluss selbst als Weg zu nutzen. 

Wunderschöner Abschnitt in der Schlucht an Tag 7

Waten, paddeln, treideln, kraxeln, bouldern, rutschen, schwimmen - immer gegen die Strömung. Nur mit einer Vielzahl an Techniken gelang es, die vielen Hindernisse auf dem Weg zum Berg zu überwinden.

Im Schluchtteil ist vieles geboten. Kurzer paddelbarer Tunnel

Beeindruckende Felsformation am letzten Tag in der Schlucht

Insofern war dies kein Packrafting Trip im herkömmlichen Sinne. Aber ohne Packraft wäre die Tour nicht zu schaffen gewesen. Die meiste Zeit war unser Anfibio zwar im Rucksack, aber es ermöglichte uns das Befahren der großen Lagune, in die der New River mündet, bevor sich sein schwarzteebraunes Wasser in das kalte und stürmische Südmeer ergießt. Auch die Strecke vom einen Ende zum anderen des großen Sees am Fuße der 600 Meter hohen Südwand des Federation Peak war Dank des Bootes ein Genuss.

Tag 13, endlich am Lake Geeves. Traumhafter Blick auf Federation Peak

Dazwischen haben wir unsere schwere Ausrüstung oft in das Packraft geladen und es gegen die Strömung voran geschoben. Das Boot half uns beim Übersetzen über tiefe Pools und dem Queren des Flusses bei reißendem Wasser. Auch wenn wir das Packraft mit 220kg Gesamtzuladung deutlich überladen hatten, war es für unsere Anforderungen ideal: kleines Packmaß, geringes Gewicht, schnell aufzublasen und abzulassen.

Christoph am Steilhang des Federation Peak

der letzte Einsatz des Boot auf dem Lake Geeves mit Blick auf den zu erklimmenden Hang (links von dem großen Ãœberhang) 

Endlich geschafft, bei super Wetter am Gipfel des Federation Peak!

Noch gibt es keine konkreten Pläne für zukünftige Abenteuer, aber definitiv geht's beim nächsten Mal flussabwärts.