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Packrafting in Äthiopien (II)

Die Flüsse Äthiopiens: Heimat von Nilpferden und Krokodilen. Oder die Frage: welcher Fluss birgt am wenigsten Gefahren?

Namhafte Abenteurer wie Richard Bangs, Pasquale Scaturro oder auch Rüdiger Nehberg berichteten in ausführlichen Berichten und Büchern über ihre Befahrungen des blauen Nil, Awash oder Omo. Unter teilweise lebensgefährlichen Bedingungen glichen die Erst-Befahrungen vieler äthiopischer Flüsse in den 70ern und 80ern einem Himmelfahrtskommando. Proviant wurde per Helikopter abgeworfen, verfehlte oftmals die Empfänger und ging teilweise in den tosenden Fluten sofort unter. Zusätzlich mitgenommene leere Rafts wurden durch Stromschnellen geschickt, um die Strömungsverhältnisse besser einschätzen zu können (wobei diese Rafts in vielen Fällen in einem undefinierbar zerstörtem Zustand an Land gespült wurden). Weiterhin waren viele Fluss-Täler während dem kommunistischem Regime der DERG-Regierung Rückzugsgebiete verschiedenster Rebellen -und Banditengruppen, so dass eine militärische Begleitung unabdingbar war. Nicht selten kam es zu Schießereien und Überfällen, die dem ein oder anderen Abenteurer das Leben kostete. Letztendlich sind viele Flüsse Äthiopiens der Lebensraum großer Nilpferd-Herden und Krokodil-Populationen. 

Quelle: Wikipedia

Die Sicherheitslage im Land hat sich inzwischen im Vergleich zur Vergangenheit sehr entspannt. Auf den Einsatz von Helikoptern wollten wir gerne verzichten. Auch wollten wir keine Flüsse befahren, deren Stromschnellen und Wildwasser-Passagen das Material und v.a. die Boots-Crews in irgend einem zerknautschten Zustand an irgend einer Stelle des Flusses anspülen sollten. Weiterhin hatten wir auch kein großes Interesse die Packrafts dem ultimativen „Kroko -und Hippo – Belastungstest“ zu unterziehen, so dass die Auswahl der zu befahrenden Flüsse recht schnell recht übersichtlich wurde. Ein weiteres Kriterium war die „Packraft-Tauglichkeit“, also die Kombinationsfähigkeit zwischen Trekking und Rafting. Unter Berücksichtigung all dieser Kriterien und natürlichen Gegebenheiten fiel unsere Auswahl auf den Tekeze, einem Fluss im Norden Äthiopiens.

Der Tekeze – zwischen Felsenkirchen und hohen Bergen

Der Tekeze entspringt im zentralen Hochland in der Amhara-Region und schlängelt sich über 600 km zunächst östlich entlang des Simien-Gebirges Richtung Norden, wo er zwischen Äthiopien und Eritrea einen Grenzfluss darstellt, bevor er weiter gen Westen in den Sudan fließt und dort in den Setit mündet. Für unser Vorhaben legten wir unseren Fokus auf das Quellgebiet unweit des Mount Qachen in den Lasta-Bergen, wo die höchsten Gipfel über 4000 m liegen. Die Region selbst ist mir
durch viele geführte Touren keine unbekannte, da sich in unmittelbarer Nähe die UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte Lalibela befindet. Hier liegen versteckt in den Bergen die beeindruckenden Felsenkirchen aus der Zagwe-Dynastie des 13. Jahrhunderts. Dementsprechend sind mir auch die enorm vielfältigen Trekking-Möglichkeiten in der Region bekannt.


Ein Novum hingegen sollte die Erkundung des Quellgebiets und Oberlaufs des Tekeze darstellen. Aufgrund des Klimas und der Höhe muss man hier keine Krokodile und Nilpferde fürchten, so dass dieser Gefahrenfaktor ausgeschlossen werden konnte. Zwischen zwei Touren in Uganda und Äthiopien machte ich mich allein mit einem Plan im Kopf und zwei Packrafts im Gepäck auf zu einer einwöchigen Scouting-Tour auf dem Tekeze.

Weiter geht es mit Teil 3: „The upper Tekeze? By boat? No way, it is impossible...“