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REVIER, REVIEW, REVO – DIE BEGEGNUNG DER REVOLUTIONÄREN ART



Lorenz ist in der deutschen Paddelszene ein Urgestein. Ob Faltboot, Raft, Wildwasserkajak oder SUP, er lebt seit Kindheitstagen nach dem Motto „Hauptsache paddeln“. Bekannt ist er als langjähriger Autor diverser Paddel-Magazine und Inhaber der Firma Rheinraft. Paddeln ist nicht nur seine Leidenschaft sondern auch sein Beruf. Er stellt uns hier gleich zwei Dinge vor – sein Hausrevier, die Isteiner Schwellen des Rheins und das neue Revo XL von Anfibio.

von Lorenz Eberle 

Für Paddler ist der Winter oft spannender als man auf dem ersten Blick denken mag. Klar, man ist vielleicht seltener auf dem Wasser zumal das in manchen Revieren im Winter Mangelware ist. Aber im Winter gibt es eben auch zuverlässig die ersten Vorboten der neuen Saison. Produktneuheiten werden angekündigt und versprechen die idealen Begleiter für neue Paddelabenteuer. Und so scharrt man dann so manches Mal ungeduldig mit den Hufen, um die Neuheiten selbst in Augenschein zu nehmen. Wenn man Glück hat, gehört man aber zu denen die schonmal im Vorfeld testen dürfen. Ein Segen für Ungeduldige und das Wetter spielt dann definitiv keine Rolle mehr.  Und so war ich happy als ich im Februar den neuen Anfibio Revo XL auspacken durfte, um ihn zu testen.



Revierinfo Isteiner Schwellen 

Im Südwesten sind wir verwöhnt. Schon statistisch, allein was die Zahl der Sonnentage im Jahr betrifft. Und paddeltechnisch bietet uns der Rhein ein ganzjährig paddelbares Revier direkt vor der Haustür und das mit sehr unterschiedlichen Abschnitten. Neben dem Rhein gibt es natürlich noch jede Menge andere Flüsse in den benachbarten Bergen von Schwarzwald, Jura und Vogesen. Aber hier sind wir eben wieder abhängig von Schneeschmelze oder regen. Aber der Rhein geht immer. Auch jetzt im Winter. Kurz nach Basel, bei Märkt teilt sich der Rhein. Der eine Teil dient der Schifffahrt auf dem Grand Canal, der andere fließt über die letzten fast gänzlich naturbelassenen Kilometer des alten Flussbettes in Richtung Norden.



Der Altrhein

Gleich auf den ersten Kilometer warten die Isteiner Schwellen. Diese sind das letzte Überbleibsel eines Jura-Massivs, dem Isteiner Klotz, der dem Rhein ursprünglich den Weg in Richtung Norden versperrte. Heute ist diese spektakuläre Kalkstufe, genauer gesagt sind es vier, ein beliebtes Ausflugsziel und für Paddler ein beliebter Spielplatz. Wer hier paddeln will hat im Prinzip zwei Möglichkeiten. Entweder man steigt direkt an den Schwellen ein oder man bootet bereits unterhalb des Stauwehrs von Märkt ein. Direkt am Stauwehr, auf deutscher Seite und bei den Isteiner Schwellen selbst befindet sich jeweils ein großer Parkplatz. Von Märkt sind es knapp 3,5 Kilometer bis zu den Isteiner Schwellen. Bei niedrigeren Wasserständen gibt es auf halber Strecke eine kleine, recht nette Spielwelle – leider ohne ein ausgeprägtes Kehrwasser. Die Stromschnellen kündigen sich etwas später an. Kleine Inseln und Büsche stehen im Wasser. Sie bilden die erste, kaum wahrzunehmende Stufe mit unzähligen Durchfahrten und Kehrwässern zum Üben. Nach dieser Stufe heißt es sich zu entscheiden, ob es links oder rechts der nun folgenden

Insel weitergehen soll. Links der Insel folgt entweder eine wuchtige Stufe mit ordentlicher Walze (das Franzosenloch, da es auf der französischen Seite des Rheins liegt) oder ein echtes Slalomlabyrinth. Rechts scheidet sich eine einfach zu paddelnde Felsenklamm in den Felsen. Überall kann man sein Boot leicht wieder nach oben tragen und sich noch einmal ins Wasser stürzen. Immer und immer wieder.  Als ein paar Tage später das Wetter mitspielt und die Sonne ihr bestes gibt geht es mit ein paar Freunden aufs Wasser.



Review Anfibio Revo XL 

Große, manchmal etwas zu große, Worte haben in unsere Alltagssprache sehr leicht Einzug gehalten. Für die Werbung gilt das noch einmal mehr. Revolution oder Revolte? Na ja! Also begegne ich dem Revo erst einmal mit einer gewissen Skepsis und versuche meine Erwartungen im Vorfeld etwas zu bremsen. Packraft ist letztlich gleich Packraft denke ich mir. Warum sollte das beim neuen Packraft von Anfibio anders sein. Von außen betrachtet stimmt diese Einschätzung wohl auch. Auffällig wirkt da höchsten das auffällige Heckdesign (TwinTailTM). Aber sonst? Doch tatsächlich, beim genauen Hinsehen gibt es einiges zu entdecken das für Packrafts völlig neu gedacht wurde! Der Revo ist als Selbstlenzer konzipiert. Das heißt, er kommt ohne die sonst übliche und beim Einsatz im Wildwasser eigentlich nötige Spritzdecke aus. Ein erfreuliches Minus ins Sachen Gepäck und ein zumindest gefühltes Plus in Sachen Sicherheit. Denn um so wilder das Wasser umso wichtiger ist auch die Frage des Notausstieges. Vor allem dann, wenn die Rolle nicht sicher sitzt. Aber paddeln im Wildwasser heißt auch, dass Wasser seinen Weg in das Packraft findet. Und dann? Ganz einfach, es wird über einen verschließbarer Selbstlenzer selbsttätig nach außen befördert. Wasser findet eben seinen Weg. Verschließbar heißt, dass eingebaute Lenzschlauch (VenturiTube) schnell und einfach geschlossen oder geöffnet werden kann. Daher, Spritzdecke ade. Die Vorteile des Selbstlenzers zeigen sich beim schnellen Aus- und Einsteigen beim Umtragen, Besichtigungen oder nach einer Kenterung, wobei Kentern mit dem Bootstyp sehr selten vorkommt.  Das Revo läuft lange recht erstaunlich trocken durch bewegtes Wasser. So bleibt das Boot wendig und flott.



Das bereits erwähnte auffällige Heck lehnt sich an die Optik spezieller Surfboards an. Wenn weniger Strömung im Spiel ist, lohnt sich das verwenden des optionalen Skeks. Diese lässt sich bei Bedarf mühelos einschieben und sorgt für mehr Spurtreue und einen effizienteren Geradeauslauf. Wer mit Spaß auf dem Wasser unterwegs sein will, muss unter anderem, gut im Boot sitzen können. Beim Revo sorgt dafür ein Zusammenwirken von Rücklehne, Schenkelgurten und Sitz.  Für den Sitz bietet Anfibio entweder ein aufblasbares Sitzkissen oder einen Schaumblock an. Aufblasbar heißt in erster Linie viel Komfort. Allerdings dürfte der Sitz für dem einen oder anderen zu hoch sein. Vor allem für größere Paddler schauen da wohl eher auf den flacherer Schaumsitz. Ich selbst habe, da ich groß bin und lange Arme habe, ganz auf den Sitz verzichtet und bin mit dieser dritten Variante gut zurechtgekommen. Erst ab einer Gesamtzuladung von über 120kg sitzt man ohne Sitz im Nassen. Herzstück des Revo ist die bereits mehrfach erwähnte Bodenmatte. Deren Positionieren sollte man beim Aufbau ausreichend Beachtung schenken. Sie wird als erstes aufgeblasen, nachdem man sie zentral und möglichst weit vorn positioniert hat. Sie sorgt für ein extrem hohes Maß an Stabilität und die für ein Packraft sehr guten Laufeigenschaften beim Paddeln.



Fazit

Revo ist tatsächlich ein neuartiges, einzigartiges Packraftkonzept, für Zahmwasser UND Wildwasser. Das neue Konzept dürfte aber vor allem im stärker bewegten Wasser seine Pluspunkte ausspielen und ein spannendes Boot für alle sein, die es etwas wilder mögen. Der stabile, aber trotzdem agile Revo läuft auch bei Stufen und größeren Wellen erstaunlich lange trocken. Die Selbstlenzung funktioniert problemlos. Der Sitzkomfort ist auch nach längeren Paddeltouren immer noch 1A  und die Sitzanlage und Schenkelgurte geben im Wildwasser den nötigen Halt. Trotz seiner üppigen Ausstattung ist er erstaunlich leicht und somit ein ständiger Begleiter.