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REVIEW ZUM BARRACUDA R2 PRO

Im November 2017 war Philipp aus Dresden mit seinem Barracuda R2 Pro auf der Großen Röder (Strecke von Radeberg bis Hermsdorf) unterwegs. Im folgenden Beitrag nimmt er uns mit auf seine Tour und zeigt uns seine ersten Eindrücke zum Barracuda R2 Pro.
von Philipp 



Die meisten Aufnahmen stammen von der Großen Röder, die ich im November entgegen aller Vernunft auf der Strecke von Radeberg bis Hermsdorf testen wollte. Dieser Flussabschnitt liegt mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür. Von Dresden aus kann man zunächst mit dem Rad oder zu Fuß die Heide durchqueren, anschließend bis nach Hermsdorf durch das wirklich schöne Seifersdorfer Tal paddeln und mit dem Zug, dem Rad oder der Tram zurückfahren. Obwohl ich vorab keinerlei Informationen zu der Strecke gefunden habe, kann man diese durchaus mit dem Barracuda R2 Pro bewältigen. Allerdings waren die Pegel im Herbst dafür absolut grenzwertig und nach allem würde ich die Befahrung unter 1,5 bis 2 m³/s nicht empfehlen. Davon ab spielen die Packrafts bei solchen Klein(st)flüssen auch im Zahmwasser ihre Vorteile aus. Man kann die Ein- und Ausstiegsstellen sehr variabel vor Ort wählen, selbst wenn man mitten im Wald steht. Man hat die Möglichkeit, auch größere Fahrräder relativ einfach auf den Bug zu packen und das Um- und Übertragen bei Hindernissen oder Flachstellen ist super unkompliziert (sofern man eine Trockenhose trägt). Zudem ist das R2 Pro trotz seiner Länge immer noch wendig und robust genug, um auf kleineren Flüssen entspannt navigieren zu können. Insgesamt ist das schon ein echt tolles und multifunktionales Boot!

Zur Strecke: Neben der Großen Röder waren auch die Elbe, die Geißlitz, der Elsterwerda-Grödel-Floßkanal sowie die Wesenitz involviert. All dies sind gut geeignete Gewässer für ruhige Tagestouren  mit dem Packrafts (von Dresden) aus.

Nutzerfragen

Danke für den Bericht. Leider kann Wort darüber, wie sich das Barracuda R2 Pro alleine fährt – vor allem im Vergleich zu einem klassischen Einer-Raft oder auch dem Adventure X2. BARRACUDA R2 PRO - FIRST IMPRESSION ? Erste Eindrücke eines explizit als Zweier-Boot beworbenen Rafts, hier solo? Finde ich klasse, aber dann sollten auch ein paar Sätze darüber zu finden sein, wie sich gerade dieses Boot SOLO mit Doppelpaddel schlägt. Denn bei der Konstruktion dieses Packrafts waren wohl andere Schwerpunkte im Vordergrund.

Antwort des Autors


Zu zweit fällt einem natürlich zuallererst auf, dass man einige km/h schneller unterwegs ist (auf Seen ohne Wind bis ca. 7 km/h, auf Flüssen je nach Strömungsgeschwindigkeit etwa 11 km/h) und es sich insgesamt entspannter paddeln lässt, da man gemeinsam gegen die Widerstände der Natur "ankämpfen" und sich abwechseln kann und der Geradeauslauf deutlich besser als bei den Einern ist. Ich bin letztes Jahr mit dem Delta MX unter anderem auf der Alster in Hamburg, rund um den Müggelsee in Berlin und dem Spreewald paddeln gewesen. Da hat sich der Wind und die Gegenströmung durch schnell nachlassende Kräfte bemerkbar gemacht, während sich meine Mitpaddler in ihren normalen Kajaks kaum anstrengen mussten. Insofern haben die Einer auf langen Strecken im Zahmwasser oder größeren Gewässern Nachteile und besitzen ihre Stärken flussabwärts, vor allem bei wilderem Wasser in eher gebirgigeren/bewaldeten Gebieten.
Das R2 Pro kann dagegen super für einen ausgedehnteren Urlaub auf solch ruhigeren Gewässern eingesetzt werden. Wir haben uns damals gegen das Adventure X2 entschieden, weil uns die Sitz/Kniepositionen nicht gefallen haben und wir den Canadian Style nicht bevorzugen. Die Sitze des Adventure X2 wurden wohl seit dem verbessert. Nichtsdestotrotz würde ich mich auch heute noch für das R2 Pro entscheiden. Warum? Die Anwendungsmöglichkeiten sind gefühlt grenzenlos:
Auf ruhigeren Gewässern ist man zu zweit gegenüber normalen Wanderkajaks kaum im Nachteil. Natürlich ist man nicht ganz so schnell, weswegen Kilometerfresser auch nicht unbedingt zu einem Packraft greifen sollten. Doch ist es ohne weiteres möglich, lange Touren in Norddeutschland, Skandinavien etc. auf sich zu nehmen. Dabei hilft das Internal Storage System des R2 Pro sehr. Man bekommt hierdurch enorm viel Gepäck in und auf das Boot, ohne auf ein Auto angewiesen zu sein. Das Auf- und Abbauen des Bootes dauert nur einige Minuten länger als bei den Einern und das Gesamtgewicht lässt sich bei zwei Personen gut verteilen. Man kann mit dem R2 Pro also problemlos mehre Tage/Wochen übers Wasser und Land wandern. Ein riesiger Vorteil ist dabei die schnelle und leichte Möglichkeit des Umtragens. Im Gegensatz zu den 40 Kilo-Monstern, die man normalerweise zusätzlich zum Gepäck zur nächsten Einsetzstelle bringen muss, geht das mit den Packrafts super easy. Zudem haben wir auch schon auf ruhigeren Gewässern die beiden Spritzschutzdecken sehr zu schätzen gelernt, weil sie an kälteren, windigen oder verregneten Tagen vor Wind und Nässe unterhalb des Brustbereiches schützen. Ein Schlechtwetterurlaub lässt sich so garantiert besser genießen.   
Daneben kann man das R2 Pro ebenso im Wildwasser einsetzen - und das zu zweit im Boot! Das ist beim Adventure X2 nur bedingt möglich. Auf flacheren Flüssen muss ein Boot schon bei leichteren Schwierigkeitsstufen aufgrund des Bodenkontakts extrem viel aushalten. Obwohl ich selten auf Flüssen über WW I fahre, haben meine Boote schon etliche Kratzer abbekommen. Das R2 Pro hält bisher allem problemlos stand. Dazu kommt, dass das Packraft über eine gute/enge Sitzposition sowie Spritzschutzdecken verfügt und ausschließlich mit sehr viel Pech zum Kippen gebracht werden kann. Für Anfänger ist das ideal. Ich würde es nach meinen Erfahrungen sogar bedenkenlos für schwierigeres Wildwasser empfehlen. Ab WW IV dürfte lediglich die Länge des Bootes zum Problem werden.
Wie schon geschrieben, muss man das Boot nicht zwingend zu zweit fahren. Es kann genauso gut allein gefahren werden, wenn man den Bug z.B. durch Gepäck, ein Fahrrad oder einen gefüllten Wassersack beschwert. Der Geradeauslauf ist durch die Länge auch allein gefahren besser als bei den Einern. Dadurch fühlt man sich insgesamt mehr in einem Wanderkajak als in einem Packraft. Man bekommt in dem Video leider keinen Eindruck von der teils hohen Strömungsgeschwindigkeit der Elbe. Man sieht aber immerhin, dass man einigermaßen gegen die Strömung paddeln kann. Mit meinem Delta MX ist das wesentlich schwieriger.       

Alles in allem verkörpert das R2 Pro etwas Einzigartiges. Mir ist kein anderes Boot bekannt, mit dem man so flexibel agieren kann. Mit dem R2 Pro ist es völlig egal, ob man ein Auto, ein Fahrrad oder "nur" seine eigenen Füßen für den Weg benutzt und ob man allein oder zu zweit, im Zahmwasser, im Wildwasser oder an der Küste paddeln möchte. Während man für diese Anwendungsbereiche bisher immer ein spezielles Boot oder Packraft benötigte, kann man mit dem R2 Pro alle Anwendungsbereiche komplett ausnutzen. Diese Flexibilität war für uns letztlich entscheidend. Wir haben den Kauf trotz des hohen Preises nicht bereut. Wir sind weder verwandt mit den Leuten vom Anfibio Packrafting Store, noch verlange ich für diese Rezension eine finanzielle Gegenleistung. Wir sind einfach sehr angetan von dem Boot und den Packrafts generell und freuen uns über jeden Packraftfahrer oder -träger, dem wir begegnen.