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PACKRAFTING

Definition & Philosophie

Packrafting als Kombination aus Trekking und Paddeln kommt nicht nur der Idee einer amphibischen Reise sehr nahe, sondern ist auch Paddeln komplett aus eigener Kraft ('by fair means').  So ein 2-3 kg leichtes  'Rucksackboot' eröffnet nicht nur neue Gegenden beim Wandern, sondern befreit den Wassersport auch vom Autotransport. Es ist in jedem Fall aber die Freude an der Abwechslung.

Wie kann man ‚Packrafting’ nun genau definieren? Charakteristisch bleibt die Verbindung mit anderen Aktivitäten, insbesondere dem Wandern. Die Kurzformel ‚Pack your Raft und Raft your Pack’ bringt es ganz gut auf den Punkt. Mit Anteilen im Aufstieg und der Abfahrt ist Packrafting quasi die Sommervariante des Skitourengehens.


Charakteristiken

Dabei ist die Abstufung des Paddelanteils jedoch völlig frei. Von Null (auf Verdacht bzw. als Backup), mit 10% (zur Überwindung von Gewässern) über vielleicht 30% (als ‚ Trailboat’) oder mit  50% (klassisches Packrafting) bis zu 80% (Aufstieg zum Einstieg) und gar zu 100% aus purem Spaß am Paddeln.  Und dies kann verdammt viel Spaß machen. Packrafting ist auch vollwertiger Wasserport. Aussichtsreiche Bergtouren drängen sich aber geradezu auf. Ein solcher Perspektivenwechsel tut nicht nur den vernachlässigten Muskelgruppen gut.


Die Portabilität, Vielseitigkeit und Verlässlichkeit definiert wo, wann und wie man paddelt völlig neu. Überhaupt sind die Kombinationsmöglichkeiten unerschöpflich: von Bikerafting über Skipaddeln bis Bootsrodeln und als Zugang zum Kletterfelsen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 


Wie wäre es mit Rollerboating: stromauf per Rollschuh, stromab gepaddelt. Ein Radweg am Fluss ist ideal und an deutschen Großflüssen üblich. Die wenig befahrene Nebenstrasse am Wildbach ist aber auch genauso geeignet. Genauso macht aber die Mitnahme im Auto Sinn, z.B. auf Geschäftsreise oder dem Wildwassertrip zu viert mit einem Wagen oder zum Wellenreiten am Strand. Packrafting ist genauso der Transport beim Angeln und der Jagd wie die Mitnahme als Handgepäck im Flugzeug bzw. mit Bus und Bahn. Die Kombination aus Wandern und Paddeln bzw. Trekking und Rafting ist jedoch der Klassiker.


Letztlich ist der im Amerikanischen geprägte Begriff PackRAFTING im deutschen Sprachgebrauch etwas unglücklich, weil er einen zwingenden Anteil Wildwasser suggeriert. Dem ist mitnichten so, jede kombinierte Land-Wasser-Tour entspricht dem  Kerngedanken. Das macht letztlich auch den Reiz des offenen Ansatzes aus. Die Kombinationsmöglichkeiten regen die Phantasie und Kreativität an, statt Konsum vorzugeben. Packrafting ist kein typischer ‚Funsport’, macht aber trotzdem Spaß :)


Vergangenheit und Zukunft

Packrafting ist ursprünglich Wildnispaddeln. Perfekt geeignet für Expeditionen in unwegsamem Gelände, von Südamerika, Afrika bis in die Polargebiete. Der Reiz liegt darin, dort zu paddeln wo sonst kaum jemand hinkommt, mit Boot schon gar nicht. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl von Erstbefahrungen auf das Konto von Packrafts gehen.


Es gibt jedoch auch eine Tendenz Packrafting als ‚Paddeln in einem Packraft’  zu bezeichnen. Quasi als eine Art oder Stil des Wassersports.  Das ist legitim und hat im Kanusport sogar Tradition. So gibt es z.B. Seekajakfahren oder Spielbootfahren. Die Frage dabei ist: braucht es für jedes neues Paddelsportgerät eine eigene Disziplin? Das wäre inflationär. Die Folge ist, dass Packrafting so automatisch dem Kanusport zuzuordnen und dort verglichen wird. Das wird dem Potential jedoch nicht gerecht (80% der Nutzer kommen übrigens nicht vom Paddeln).

Das soll aber kein Dogma sein. Es wäre verschenktes Potential, ein Packraft nicht für den reinen Paddeleinsatz zu nutzen. Die Herausforderungen im Wildwasser stehen sowieso erst am Anfang. ‚Packrafting’ wird in den kommenden Jahren in oberen Schwierigkeitsgraden zu sehen sein.


Gerade sind die ersten Eskimorollen mittels selbst gebauter Schenkelgurte vollzogen worden, wo bisher nur der nasse Wiedereinstieg gelang. Die Messlatte wird höher geschraubt, keine Frage. In Amerika sind Wasserfall-Abschnitte bereits an der Tagesordnung. Die Begriff ‚Packrafting’ unterliegt einer natürlichen Entwicklung.


Wie oft wurde der Ruf nach echten Innovationen im Kanusport laut. Forderungen nach geringeren Gewichten spielten dabei immer eine zentrale Rolle. Hier ist die Revolution. Über das Kajakfahren (und Klettern) in den 50er Jahren in Amerika sagte Yvon Chouinard (Gründer von Patagonia) einmal: „Die aufregendste Zeit in jedem Sport ist der Anfang. Wir durften vieles zum ersten Mal machen und brauchten niemandem zu folgen“. Packrafting ist (noch) so eine Aktivität. In Europa alle mal. Siehe dazu auch Das unsichtbare Boot und folgende Beitrag im Radio.