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DIY PACKRAFTS – IST SELBSTBAU EINE ALTERNATIVE?

Ein neuer Gastbeitrag kommt diesmal von Marco, einem Outdoortrainer der "Kronenkönige", im Ursprung Baumkletterer, welche gern mit Seil in den Wipfeln turnen.

Marco beschäftigt sich viel mit MYOG-/DIY-Projekten (MakeYour Own Gear / Do It Yourself) vor allem für Outdoor-Leichtequipment. Klar, dass er sich auch am Packraft versucht.

Seit geraumer Zeit kursieren diverse Bauanleitungen und Materialien in der Community. Erfolgreiche Versuche sind sehr ansehnlich.

Marco teilt mit uns seine Erfahrungen.
Von Marco Weber


Vom Abenteuer Faltkanubau über den Packrafting Blog zum DIY-Packraft - eine kritische Betrachtung

Die Idee ein leichtes Boot zu besitzen, motivierte mich ursprünglich zum Selbstbauversuch nach Anleitung von yostwerks.org. Das sind Faltboote mit Alugestänge und PVC-Plane. Aufgrund des Platzbedarfs (ca. 6 Meter Bootslänge) und der einzusetzenden PVC-Kleberchemie kam ich in meiner Wohnung jedoch nicht über das Gestänge hinaus …

Um 2011 erschien die Seite Packrafting.de. Ich sah wunderschöne Konstrukte aus leichten Materialien zwischen 2-3 Kilo und genial einfach mit einem Sack aufzublasen. Aus dieser Quelle bezog ich mein erstes gebrauchtes Packraft. Erste Anpassungsversuche des Bootes (z.B. dem Anbringung von weiteren Schlaufen und Schenkelgurte) sowie der eigene Nachkonstruktion einer Spritzdecke schafften Erfolgserlebnisse im Selbstbau!



Doch die kommerzielle Modellpallette weitete sich aus, neue Materialien wurden eingesetzt, innovative Details wie wasserdichte Spritzdecken und Gepäckreißverschlüsse kamen hinzu. Dem konnte auch ich mich nicht entziehen. In Folge kaufte ich sowohl ein  wildwassertaugliches als auch ein ultraleichtes Packraft für Touren in Berlin, einem Kurs in Leipzig, Reisen nach Venedig, Österreich und Slowenien – alles jeweils ohne eigenes Auto.



Obwohl ich umfänglich ausgestattet war, war die Selbstbauidee nicht vergessen. In einigen Foren las ich von mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen Packrafts selber herzustellen.


DIY-Packraft

Der Kandier Matt war der erste mit einem DIY-Projekt. Ein Jahr später bot er ein Packraft-Kit mit bereits zugeschnittenen TPU-Nylon Stoffen, Ventil und Selbstbauanleitung und der Botschaft ca. 80-90% der Kosten eines professionell hergestellten Packrafts einzusparen an. Das Gesamtpaket mit ca. 150 US Dollar für das Kit V.2 erschien überschaubar. Dazu kamen aber noch ca. 50 US Dollar Transport, Zoll (Einfuhr- und Mehrwertsteuer), die notwendigen Werkzeuge und Materialien (Bügeleisen, TYVEK-Klebeband PU-Kleber, etc.), so dass die Gesamtkosten schnell die 300 Euro überschritten. 

Der Bau selbst klappte als Erstversuch Dank der ausführlichen (englischen) Anleitungen erstaunlich gut und nahm ca. eine Woche Bauzeit sowie eine weitere Woche bis zur gebrauchtfertigen Dichtigkeit in Anspruch. Da ich noch einen vorab bezogenen Schnittmusterbogen (V.1) herumzuliegen hatte, versuchte ich mich aufs Neue. Diesmal bestellte ich nur den UL-Stoff in rot. Der Prozess war zunächst etwas schneller, aber ich vertauschte den Zuschnitt und hatte zwei rechte Teile, mein Fehler! Also nochmal Stoff bestellen, d.h. doppelte Kosten. Der Zeitaufwand mit Zuschnitt und Zusammenbau war trotz Vorerfahrung etwas höher und die Gesamtkosten beliefen sich diesmal (mit Zweitbestellung) auf ca. 400 Euro. 

DIY-Packraft - eine kritische Betrachtung

Was hat mir das DIY-Packraft-Projekt nun gebracht? Erst einmal Hochachtung vor der Herstellung des Produktes, auch von den Konstruktionsideen her mit allen Detaillösungen. Die Ergebnisse meiner Selbstbauversuche sind zwei gute Badeboote für kleinere Ausfahrten auf Stillgewässern. Ich würde mich damit nicht auf Wildwasserstrecken mit oft unvermeidlichen Grundberührungen trauen oder Bikerafting mit aufgeschnallten Fahrrad wagen. Es war jedoch eine tolle Lernerfahrungen, auch im Hinblick möglicher Reparaturen unterwegs!



Meine DIY-Konstrukte kommen in Material, Verarbeitung und Robustheit (ohne Herstellergarantie) nicht an professionell hergestellte Packrafts heran. Die Nahtversiegelungen, der robustere Unterboden, verschiedene Details und der Herstellungsaufwand rechtfertigen aus meiner Sicht den im ersten Augenblick hoch erscheinenden Preis. Die Rafts haben i.d.R. bei Wiederverkauf einen geringen Wertverlust von ca. 20 %, so dass der Erwerb von innovativen Folgemodellen erschwinglich wird und die Reparatur oder die Nachrüstung z.B. eines Internal Storage Systems (ISS) sinnvoller erscheint.


Resümee

Wer sich die Zeit und Folgekosten sparen möchte sowie die professionelle Arbeit und Robustheit eines Manufakturproduktes zu schätzen weiß, greift besser zu einem fertigen Packraft. Für alle die es auf ein Lernabenteuer mit ungewissen Ausgang von eingesetzten Geld, Kommunikations- und Zollbearbeitung- und Herstellungszeit ankommen lassen wollen, können ein DIY-Packraftprojekt wagen. Aus meiner Sicht ist es keine Motivation Geld zu sparen, da der Neupreis für vergleichbare, offene Packrafts z.B. das Anfibio Alpha XC oder das Nortik Trekraft weniger als 600 Euro beträgt.


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