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Packrafting in Bolivien (Revierbeschreibung)

Der uns vom Bericht aus Island bekannte Gerald hatte es dort bereits angekündigt: im Anschluss an die Islandtour ging es direkt nach Bolvien! Seine in Eis und Schnee erprobte Packrafting-Ausrüstung sollte sich nun in den Tropen bewähren.

Während in seinem Blog ein umfangreicher, mehrteiliger Reisebericht zur Tour auf dem Rio Tuichi erschienen ist, liefert dieser Beitrag eine Zusammenfassung bzw. nützliche Informationen in Form einer praktischen Revierbeschreibung. Diese geht über seine eigene Tour hinaus, basiert aber auf den Erfahrungen und Recherchen vor Ort.  Eines vorweggenommen, es lässt noch genug Raum für eigene Entdeckungen!

Allgemeines

Allein ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass Bolivien viel Potenzial für Packraften in der Wildnis besitzt: So ist das Land dreimal größer als Deutschland, hat aber nur 11 Millionen Einwohner. Weite Landstriche sind so gut wie unbewohnt. Nimmt man dazu noch die abwechslungsreiche Topografie des Landes, von den eisigen Gipfeln der Anden über das Amazonastiefland, bis zu den Sümpfen des Pantanal ist klar, dass es hier jede Menge Flüsse gibt, die auf ein kleines Schlauchboot warten.


Eine kurze Suche auf Google zeigt schnell, dass wer in Bolivien will, in der Regel Neuland betreten wird, aber genau das hat ja gerade seinen Reiz!

Zwei Dinge machen das Reisen im Land für Europäer darüber hinaus attraktiv: Bolivien ist eines der preiswertesten (damit einhergehend - weniger attraktiv- leider auch eines der ärmsten!) Länder Südamerikas, es ist aber auch verhältnismäßig sicher! Klar, Coca wird angebaut und verarbeitet, dennoch hält sich die mit den Drogen verbundene Kriminalität in Grenzen. Bewaffneten Rebellen-Bewegungen gibt es defacto nicht, und ich habe mich auch in den Großstädten stets sicher gefühlt.

Gewässer und Reviere

Während das Hochland der Anden zum Paddeln zu trocken ist, lockt die Ostseite des Gebirges mit einigen Flüssen, die aus den Bergen ins Tiefland des Amazonas fließen. Dabei wird man in der Regel nicht weit oben in den Bergen starten können, dort sind die Bäche viel zu steil und wild. 


Ein Stück tiefer sieht das anders aus. Besonders schön, aber im Oberlauf auch noch recht schwierig (oft WW IV mit einigen unfahrbaren Stellen) ist der Rio Tuichi, der auf seiner ganzen Länge durch den riesigen Madidi Nationalpark fließt. Die etwa dreihundert Kilometer lange Strecke vom Dorf Azariamas bis nach Rurrenabaque am Rio Beni bietet ein echtes Abenteuer.

Einfacher ist der Rio Kaka, über den man ebenfalls Rurrenabaque erreichen kann. Dieser Fluss wird aber auch von anderen Booten befahren.

Ebenfalls interessant ist der Rio Altamachi, einer der Quellfllüsse des Rio Beni, der über etwa 150 Kilometer durch unberührte Wildnis fließt!

In der Nähe von Cochabamba entspringt der Rio Grande, den man über etwa 500 Kilometer bis nach Santa Cruz de la Sierra fahren kann und teilweise durch schöne Schluchten fließt.

Der Rio Heath an der peruanischen Grenze ist einfacher, da er nicht von Gletschern gespeist wird.

Die Flüsse im Tiefland sind generell viel langsamer, gerade mit einem Packraft ist das eine mühsame Geschicht. Empfehlen kann ich den Rio Yakouma, der auch außerhalb des normalerweise von Touristen frequentierten Gebiets bei Santa Rosa fantastisch ist. Vor allem das reiche Tierleben ist sehr attraktiv. Interessant ist wahrscheinlich auch die Befahrung des Rio Paragua, den man ab San Ignacio de Velasco befahren kann. Teilweise bildet er die Grenze zum touristisch unerschlossenen Noell Kempff Mercado Nationalpark.

Und dann gibt es noch das Pantanal. Während der Hauptteil dieses größten Feuchtgebiets der Erde in Brasilien liegt, ist der bolivianische Teil besonders unberührt und verfügt über keinerlei touristische Infrastruktur. Problematisch ist, dass  viele Wasserläufe nach der Regenzeit trocken fallen. Der dauerhaft Wasser führende Teil an der brasilianischen Grenze ist etwa 200 Kilometer von der nächsten Straße entfernt. Daher ist es schwierig und teuer dort hin zu gelangen.


Tipps
  • In Bolivien sprechen nur sehr wenige Menschen englisch, daher ist es sehr wichtig zumindest rudimentäre Spanischkenntnisse zu besitzen.
  • Im Regenwald ist es aufgrund der Blattschneiderameisen sinnvoll nicht im Zelt, sondern in einer Hängematte mit Moskitonetz und Tarp zu schlafen. 
  • Selbst wenn man keine längere Fußtour macht, ist eine Machete sehr nützlich.
  • Die Beschränkung des Rucksackgewichts kann nicht of genug betont werden
  • Topografische Karten der Vermessungsinstituten der Militärsermessungsinstituten des Militärs sind sehr schlecht!
  • Für eine Flussbewahrung würde ich die Planung in Google Earth und die Mitnahme von entsprechenden Ausdrucken empfehlen
  • Es ist immer sinnvoll, sich bei längeren Expeditionen mit der Selbstversorgung durch Fischen zu beschäftigen

Geralds Packrafting Ausrüstung in Bolivien: MRS Microraft (S/M), Anfibio Vertex Paddel, HMG Windrider 4400.

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Warnungen

Gegenden die man wegen Drogenlabors etc. besser meidet, sind den Einheimischen bekannt und sie sollten natürlich gemieden werden. Dazu gehört zum Beispiel die Nordseite des Noel Kempff Mercado Nationalparks an der brasilianischen Grenze.

Auf Flüssen, die durch „halbwilde“ Gebiete fließen, das heißt wo zwar einige Leute leben, aber es keine Polizei etc. gibt, würde ich empfehlen immer möglichst versteckt und abseits von Ansiedlungen zu übernachten.

Man kann in den Flüssen baden, aber es gibt darin, je nach Gegend einige Gefahren, wie Stachelrochen und elektrische Aale.

Weitere Eindrücke zur exemplarischen Tour am Rio Tuichi:

Der Rio Tuichi hat viele Gesichter, natürlich auch sehr freundliche.